Bernhard Conrad Texte

Informelle Malerei 1958 - 1998

 


Aus der Rede zur Eröffnung der Ausstellung am 29. September 1996
in der Abtei Liesborn von Dr. Bennle Priddy:

"...Conrad ist ein Maler. Er setzt Farbe gezielt und gekonnt ein.
Die Bilder dieser Ausstellung entstanden in zwei Arbeitsgängen.
Vorerst möchte ich den ersten betrachten. Er besteht aus einer
sehr bewegten Malerei mit großen Pinselstrichen, quasi als ein
Hintergrund des fertigen Bildes.

Diese Bilder ohne die im zweiten Arbeitsgang aufgemalten geometrischen Formen belegen Conrads lange innige Beziehung zur Farbe. Wir erkennen eine absolut abstrakte Zusammenstellung von Farbe, die sich ergänzen, sich bekämpfen, sich beißen oder miteinander harmonieren. Sie demonstrieren alles was Farbe in der reinen Malerei kann.

Die Farbpalette des Künstlers ist sehr groß und Conrad hat die Bilder in dieser Ausstellung nach Farben aufgeteilt. In einem Raum mit gelben Bilden, finden wir gelbe Bilder, die, wie erwartet, warm sind aber auch die, die kühl wirken. Conrad malte blaue Bilder, die Sattheit und Sommerliches ausstrahlen und dann verwendet er ein pastelartiges Blau, um ein Bild mit roten Elementen eisig wirken zu lassen.

Er präsentiert so viele Bilder mit unterschiedlichen Nuancen von Rot, daß sie nicht in einem Raum nebeneinander ausgestellt werden könnten, ohne sich gegenseitig zu erschlagen und er malte ein Bild mit solch unerträglichen Schattierungen von Rot, daß das Bild droht sich selbst zu erschlagen. Jedes Bild bleibt aber eine in sich stimmige Einheit, auch wenn die Raumwirkung der Malerei größer ist als die Leinwand.

Diese Malerei des ersten Arbeitsganges kommt gewiß vom Bauch. Die künstlerische Kontrolle über die Farbe in, den Bildern kommt nicht von geplanten überlegungen über das fertige Aussehen des Bildes, sondern von der innewohnenden Sicherheit beim Umgang mit der Farbe durch die jahrelange Arbeit mit diesem Medium.

Der zweite Arbeitsgang, die geometrischen Formen, stammt vom Kopf, ohne kopflastig zu sein. Diese aufgemalten Formen wirken eher überlegt. Sie beruhigen das Bild, da sie die rasante Malerei hinter sich zum Teil bedecken. Die Formen berauben der Malerei des ersten Arbeitsganges ihre Tiefenwirkung und geben dem Bild gleichzeitig eine andere Tiefe. Die aufgemalten Formen sind berechenbar, im Gegensatz zu der darunter liegenden freien Malerei.
Die Bilder bestehen somit aus zwei diametralen Elementen, die eine Spannung zwischen Emotion und Ratio erzeugen, oder zwischen dem Bauch und dem Kopf des Menschseins, wie Conrad es selbst beschrieben hat..."




w  e  b  d  e  s  i  g  n      v  o  n
B  e  r  n  d     C  o  n  r  a  d